22.12.2006

Weihnachten mit Liefers

„Kadima“ heißt ein jüdisch-russisches Restaurant neben der Neuen Synagoge in der Berliner Oranienburger Straße. Das Besondere an dem Restaurant ist nicht die Tatsache, dass es den Namen mit Ariel Scharons Partei (zu deutsch: Vorwärts) teilt, sondern dass es über 25 Tische mit Collagen verfügen, „die an 21 jüdische Persönlichkeiten von Albert Einstein bis Billy Wilder erinnern.“ Und außerdem: „Namhafte Künstler, Politiker und Wissenschaftler haben Patenschaften für diese jüdischen Persönlichkeiten übernommen.“

Für Kurt Tucholsky gibt es ebenfalls einen Tisch. Pate ist, wie auf einem Messingschildchen daran zu lesen, Jan Josef Liefers. Als Gerichtsmediziner Karl-Friedrich Boerne ist er vielen Fernsehzuschauern aus dem „Tatort“ aus Münster bekannt.

Zum 71. Todestag Tucholskys ließ sich Liefers im „Kadima“ blicken und las aus den Werken seines „Patenkindes“ vor. Dass er dabei zu spät kam und ohne Konzept wahllos Texte vortrug, nahmen ihm die reichlich erschienenen Zuhörer nicht übel. Das musste auch Klatschreporter Andreas Kurtz von der „Berliner Zeitung“ einräumen, wie aus seinem Text „Ein Akt der Altersvorsorge“ hervorgeht:

Die Art, wie er sie vortrug, kam an. Der Beifall geriet mehr als freundlich. Das Publikum hatte sichtlich Freude daran, von Liefers mit teils weniger populären Texten bekannt gemacht zu werden. Für den Anfang seiner Lesung hatte er eine Schmähung der Institution Familie gewählt. In den anschließenden Applaus hinein meldete sich Brigitte Rothert, pensionierte Russischlehrerin aus Dresden und Großcousine Tucholskys, zu Wort. Sie erzählte, was für eine große Verwandtschaft Tucholsky hatte – vielleicht eine Erklärung für seine geringe Wertschätzung der Familie.

Nach der Lesung war Liefers noch lange mit dem Signieren eines Buches beschäftigt. Allerdings keinem eigenen, sondern der vom Aufbau-Verlag geschäftstüchtig herausgebrachten Anthologie
„Weihnachten mit Tucholsky“. Liefers nahm’s mit Humor, wie die Zeitung bemerkte:

Die absurde Situation, dass er als Interpret das Buch des Dichters zu signieren hatte, bewältigte er dabei durch ironische Widmungen wie diese: „Ich hätte dieses Buch lieber geschrieben als gelesen!“

13.12.2006

Tucholsky zieht wieder in die Schlacht

Das hätte sich Tucholsky wohl nicht träumen lassen. Mehr als 88 Jahre, nachdem er als Feldpolizeikommissar seinen Dienst im deutschen Heer quittierte, darf er noch mal in eine Schlacht ziehen. Zum Glück in eine ganz unmilitärische, denn bei der Darmstädter Dichterschlacht geht es darum, andere lebende und tote Dichterkollegen aus dem Feld zu schlagen. Im „Darmstädter Echo“ heißt es dazu:

Vier Schauspieler der „Theaterquarantäne“ werden dafür in Kostüme schlüpfen und Lyrik und Prosa von Schiller, Tucholsky, Gertrude Stein und der 1999 verstorbenen britischen Autorin Sarah Kane vortragen. Jan Büttenbender von der „Theaterquarantäne“ wird den Abend moderieren. Vier slamerfahrene Poeten, darunter Nora Gomringer und Alex Dreppec, treten für die lebenden Dichter auf.

Vermutlich dürfte Tucholsky noch postum ganz aufgeregt sein. Denn es ist mit Sicherheit sein erster Poetry Slam. Diese Art des Dichterwettstreites wurde erst vor 20 Jahren in den USA erfunden.

10.12.2006

Um Gottes Willen, Herr Schröder

Wenn man jemanden wie Burkhard Schröder zum Chefredakteur einer Journalisten-Zeitschrift macht, darf man sich nicht wundern, dass krawallige Editorials dabei herauskommen. Die Ausgabe 8/2006 des Berliner Journalisten widmet sich dem Thema Religion. Gleich zu Beginn stellt Schröder klar, warum sich die Lektüre der folgenden Beiträge eigentlich nicht mehr lohnt. Bei Religion handele es sich schließlich um

Aberglauben und mehr oder minder primitive Magie (…) Religion und Aberglauben sind zwar Privatsache, aber wer die Existenz eines Jahwe, Gott, Allah oder Manitou für wahr hält, kann auch gleich den Wetterbericht nach der Tagesschau durch einen Regenzauber aus Neu-Guinea ersetzen. (…) Aus der Perspektive eines Atheisten ist der weltanschauliche Unterschied zwischen Joseph Alois Ratzinger alias Benedikt XVI., dem Scientologen Ron Hubbard, einem Schamanen der Apachen und einem Präses der Evangelischen nur marginal.

Das mag aus der Sicht eines Atheisten tatsächlich stimmen. Schröder geht jedoch weiter und behauptet, dass es auch für jeden Journalisten stimmt. Stimmen muss. Denn es sei verlogen

religiös zu sein und etwa über die Karikaturen Mohammeds in den Medien zu räsonieren, ohne im Abspann zuzugeben, dass man an absurde Dogmen glaubt wie etwa die Wiedergeburt eines Gottessohnes oder die zu erwartende Wiederkunft eines Messias.

Schröder gibt seinen Kollegen daher den wohlmeinenden Rat:

Für Journalisten gilt daher der immer noch aktuelle Aufruf Kurt Tucholskys: „Tretet aus der Kirche aus. Tretet aus der Kirche aus. Tretet aus der Kirche aus.“

Tucholsky mag seine Gründe gehabt haben, 1914 aus dem Judentum aus-, 1918 in die evangelische Kirche ein- und aus dieser irgendwann wieder auszutreten, wobei letzteres biographisch nicht belegt ist. Einige der Gründe gehen aus dem Text „Auch eine Urteilsbegründung“ hervor, aus dem das Zitat entnommen ist.

Aber ist es tatsächlich „eine Frage der Berufsehre“, wie Schröder sein Editorial überschrieben hat, kein Mitglied einer Religionsgemeinschaft zu sein, um distanziert über einen Papstbesuch in Deutschland schreiben zu können? Darf ein Journalist, der über den Telekommunikationsmarkt schreibt, kein Telefon irgendeiner Telefongesellschaft besitzen? Kein Wunder Zufall, dass sich ein christliches Medienmagazin über diese Thesen echauffiert. Aber wie naiv muss Schröder eigentlich sein, um zu glauben denken, die Medien würden aus eigener Religiosität auf den religiösen Zug aufspringen? Indem er die berechtigte Kritik an dem pseudoreligiösen Papst-Hype mit seiner ebenso ideologischen wie überzogenen Forderung verbindet, tut er seinem eigenen Anliegen keinen Gefallen.

Dass nur noch sehr wenige Menschen an die tradierten Dogmen glauben, ist der Kirche selbst schmerzlich bewusst. Und warum jemand letztlich aus der Kirche austritt, hat in den seltensten Fällen etwas mit religiöser Überzeugung zu tun. „Ich bin im Jahre 1911 ‚aus dem Judentum ausgetreten‘, und ich weiß, daß man das gar nicht kann“, schrieb Tucholsky in seinem Brief an Arnold Zweig“. Woran jemand glaubt und zu was er sich zugehörig fühlt, hängt nicht von einer Eintragung auf der Steuerkarte ab.

Einen bemerkenswerten Satz hat Schröder aber dennoch in seinem Editorial geschrieben:

Natürlich gibt es dumme Journalisten. Klugheit wird in diesem Beruf nicht vorausgesetzt.

7.8.2006

Berliner wählt! Berliner wählt!

Was kann man von einem Wahlplakat mehr erwarten, als dass es von den Medien ausgiebig rezipiert wird? In diesem Sinne lässt sich behaupten, dass die Berliner PDS durchaus Erfolg mit Wahl ihres Slogans hatte, mit dem sie vor der Abgeordnetenhauswahl vom 17. September um Wählerstimmen wirbt. Denn ihr Spruch wurde von den Berliner Zeitungen mehrfach zum Anlass genommen, sich inhaltlich damit auseinanderzusetzen. Wenn auch eher kritisch. Wie die PDS das geschafft hat? Sie hat einfach folgendes Tucholsky-Zitat genommen und groß auf ihre roten Plakate drucken lassen:

… für diese Stadt, in der immerhin Bewegung ist und Kraft und pulsierendes rotes Blut. Für Berlin.

Auf der Pressekonferenz, bei der die Partei das Plakat vorstellte, wurde immerhin der Originaltext „Berlin! Berlin!“ verteilt. Die Vertreter der verantwortlichen Werbeagentur konnten allerdings nicht eindeutig die Frage der Journalisten klären, ob der Text denn rechtlich überhaupt zu diesem Zweck verwendet werden dürfe. Dabei lautet die Antwort doch ganz einfach: Ja. Dies ging auch aus einer Meldung der Nachrichtenagentur ddp hervor, die weitestgehend in der taz abgedruckt wurde.

In derselben Ausgabe ging auch Gereon Asmuth in einem Kommentar der Frage nach, was denn der Tucholsky-Slogan mit der PDS zu tun habe:

Es bleibt ein irgendwie linker, vor allem aber längerer Slogan, als ihn die anderen Parteien bieten. Und das Gefühl, die PDS trauere alten Zeiten mit klaren Fronten nach. Immerhin wird der Wähler verleitet, mal wieder Tucholsky zu lesen. Viel mehr kann man von einem Wahlplakat kaum erwarten.

Zur Tucholsky-Lektüre fühlte sich offenbar auch Wiebke Hollersen von der Berliner Zeitung bemüßigt. Und in ihre Schulzeit versetzt:

Was will uns der Autor damit sagen? Es könnte eine Aufgabe aus der Abiturklausur sein. Der Prüfling müsste einbringen, was er über Kurt Tucholsky, den Autor der Aussage, gelernt hat, und auch etwas über die gesamtgesellschaftliche Situation im Entstehungsjahr des Zitats 1927.

schlägt Hollersen in ihrem Text „Wir grüßen uns kaum“ vor. Ihr Resümee:

Zumindest, dass es ihn nicht kümmert, dereinst klar gedeutet werden zu können. Dass sein Essay für Abiturklausuren eher nicht taugt. Für Wahlplakate vielleicht schon – aus demselben Grund.

Das sehen andere wiederum anders. Der Tagesspiegel hat zum Beispiel einen Experten die Wahlplakate der Berliner Parteien beurteilen lassen. Dabei kommt die PDS nicht so gut weg:

Die Linke verspricht, wie auch CDU und FDP, etwas „für Berlin“ zu tun. Statt konkrete Ziele zu nennen, benutzt sie ein Zitat von Kurt Tucholsky. Das ist ungewöhnlich. Man setzt auf das Pathos der roten Stadt, in der das rote Blut kraftvoll pulsiert. Die Metapher wirkt feierlich, will emotionalisieren. […] Das Zitat wirkt zu abgehoben. Freigeister und Intellektuelle mag es ansprechen, aber es bleibt unkonkret, da von jeder Programmatik abstrahiert wird. Tucholsky attestiert Berlin lediglich, dass „immerhin“ Bewegung und Kraft vorhanden sei.

Der vom Tagesspiegel befragte Berliner Werbepsychologe Alexander Schimansky ist nicht der einzige, der allen Ernstes glaubt, dass die PDS mit dem Plakat die Wählerstimmen von „Intellektuellen“ gewinnen könnte. Auch die taz machte sich zu diesem Thema Gedanken und interviewte den Politologen Gero Neugebauer, der lamentierte:

Schauen Sie sich doch um: Es gibt in Berlin noch keinen wirklichen Wahlkampf. Was hier läuft, kann man doch nicht Mobilisierung nennen. Die eine Partei bildet ihre Kandidaten ab wie Sardinen in Senfsoße, die andere plakatiert originell gemeinte Zitate. Ein Spruch von Tucholsky interessiert vielleicht 635 Kenner, mehr aber nicht.

Hm, meint Herr Neugebauer das im Ernst? Oder: was meint er überhaupt? Dass die 635 Berliner Tucholsky-Kenner wegen des Plakates plötzlich anfangen, auf dem Alexanderplatz PDS-Fähnchen zu schwenken? Und aus lauter Plaisier am 17. September der früheren SED ihre Stimme geben? Vermutlich hat das einzig wahre Wort in dieser Causa der Taxifahrer Kasupke von der Berliner Morgenpost gesprochen. Wie sagte er doch in seiner Kolumne zu recht:

… und die PDS schmückt sich mit nem Spruch von Tucholsky. Der is lang tot und kann sich nich wehren.

29.5.2006

Das Gegenteil von Adof


„Ist Kurt Tucholsky noch der Größte?“
titelt Michael Angele heute in der Netzeitung. Anlass für diese Frage, die nur rhetorisch gemeint sein kann, ist eine „Neuausgabe“ des „Deutschland, Deutschland über alles“-Buches. Als „Die beste Kritik zur Lage der Nation“ hat Herausgeber Timo Rieg diese Ausgabe bezeichnet.

Eine Behauptung, die Angele anhand der Originaltexte überprüfen möchte. Dabei kommt er zu dem wohl naheliegenden Schluss, dass sich seit den Zeiten Tucholskys viel verändert hat:

Nicht nur im deutschen Verkehr. Auch das Verhältnis zu Militarismus und Obrigkeit ist ein anderes geworden, die „Beamtenpest“ scheint nicht mehr unbesiegbar, die Presse mag gegängelt werden, die Justiz sich irren, die selben sind sie nicht mehr. Nein, was bleibt, ist eine einmalige, unverkennbare Stimme, die über die Zeiten hinweg aus den Texten von „Deutschland, Deutschland über alles“ spricht.

Um diese Stimme zu beschreiben, bedient sich Angele einer eleganten Methode:

Sie enthält alles, was dieser fehlt:

„Manchmal überbrüllt er sich, dann kotzt er. Aber sonst nichts: nichts, nichts, nichts. Keine Spannung, keine Höhepunkte, er packt mich nicht (…). Kein Humor, keine Wärme, kein Feuer, – nichts.“

Wer mit dieser Beschreibung gemeint ist, steht hier. An Tucholskys Einschätzung hat sich auch durch Bruno Ganz hoffentlich nichts geändert.

Das Eine-Million-Euro-Gedicht

Diese Frage war aber wirklich schwer. Von wem stammen die Verse „Der Fußballwahn ist eine Krankheit, aber selten, Gott sei Dank!“ wurde Günther Jauch am Samstag in seiner eigenen Show gefragt. War es A: Kurt Tucholsky, B: Erich Kästner, C: Heinz Erhardt oder D: Joachim Ringelnatz? Die richtige Antwort steht hier. Da Jauch sie nicht wusste, riskierte er lieber nicht die auf dem Spiel stehenden 500.000 Euro und ließ sie direkt der Deutschen AIDS-Stiftung zukommen.

Ernsthaft in die Auswahl wären als Antworten wohl nur C und D gekommen. Denn Kästner reimte irgendwie anders, und Tucholsky hat sich offenbar so wenig für Fußball interessiert, dass der Sport ihm nicht einmal ein kritisches Gedicht wert war. So schrieb er 1932 von Wien aus an seine Freundin Hedwig Müller:

Was da so brüllt, sind die Zuschauer eines Fußballmatches in der Nähe. Wofür sich die Leute so begeistern können, wie?

Wobei an der richtigen Antwort D wiederum erstaunt, dass der Autor des Gedichtes schon 1934 gestorben ist. Was lange wahnt, wird nicht immer gut.

28.5.2006

Tucholsky rockt

Nach etlichen anderen Medien hat sich auch die „Frankfurter Rundschau“ jüngst einmal im brandenburgischen Städtchen Rheinsberg umgeschaut. Harry Nutt sah dort nicht nur „Gespenster im Schlosspark“, sondern traf sich offenbar auch mit Peter Böthig, dem Leiter des dortigen Tucholsky-Museums. Der berichtete von interessanten Projekten:

Zusammen mit einer mobilen Jugendpflegerin plant er eine Veranstaltung unter dem Titel „Tucholsky rockt“. Junge Leute sollen sich mit der Tradition des politischen Pazifisten Kurt Tucholsky identifizieren können.

Was es damit auf sich haben könnte, geht aus dem Text leider nicht hervor. Zwar wurden Tucholskys Couplets und Gedichte sehr häufig vertont, aber dass die Rockmusik den „politischen Pazifisten Kurt Tucholsky“ für sich entdeckt hat, war außerhalb Rheinsbergs bislang wenig bekannt. Vielleicht handelt es sich dabei aber auch nur um ein sprachliches Problem. Denn wie schreibt Nutt:

Reisewarnung, No-Go-Area, Menschen mit Migrationshintergrund … . Das öffentliche Sprechen befindet sich in einem Formulierungsnotstand. Vorsicht, Reisende. Sie verlassen jetzt den semantischen Sektor. Gehen Sie nicht weiter. Don’t go.

30.4.2006

Die ganze Empfehle

Der Benimmonkel der Zeit wurde diese Woche mit einer Frage behelligt, die wohl jeder gerne für beantwortet hätte. Wie halte ich eine gute Rede? Was im dargestellten Falle noch dadurch verschärft wird, dass ein 21-jähriger Enkel eine Tischrede zum 85. Geburtstag seines Großvaters halten soll. Michael Allmeier beantwortet die „Geschmacksfrage“ in seinem Text „Das ganze Gerede“ natürlich sehr pädagogisch, und wird am Ende dann doch etwas konkreteter:

Wenn Sie sich vorbereiten wollen, lesen Sie Tucholskys Ratschläge für einen schlechten Redner. Die sind fast so alt wie Ihr Großvater, aber noch immer unerreicht. Da geht es darum, wie man lernt, schlecht zu reden. Natürlich nur, damit man nicht auf den schlechten Rat hört und das Gegenteil macht. Mit so einem einfachen Dreh macht Tucholsky das dröge Thema lustig. Sicher fällt Ihnen für Ihre Rede auch so etwas ein.

Und wenn die Zeit das schon meint, sollten die „Ratschläge für einen schlechten Redner“ niemandem vorenthalten werden.

„Weltbühne“ meidet nicht mehr Bayern

Die oberpfälzische Gemeinde Sulzbach-Rosenberg ist literarisch noch nicht sonderlich in Erscheinung getreten. Dennoch hat es eine Ausstellung zur Weltbühne ausgerechnet in den Freistaat verschlagen, wo die Zeitschrift spätestens seit der Kampagne „Reisende, meidet Bayern!“ wohl wenig Freunde hatte. Bis zum 29. September dieses Jahres ist die Ausstellung im Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg zu sehen, wie aus einem Artikel des Online-Portals Oberpfalznet hervorgeht.

An einer sehr zeitgemäß-anschaulichen Beschreibung des Briefwechsels zwischen Kurt Tucholsky und seinem Herausgeber Siegfried Jacobsohn hat sich dabei Autor Franz Pegemeyer versucht:

Mit welchem Arsenal von Witz und Ironie die beiden Edelfedern einander begegneten, wenn es um die pünktliche Zahlung von Honoraren ging, das versetzt den heutigen Zuhörer doch in Erstaunen: Welche Kultur der Kommunikation einst bestand, als man sich noch nicht in Echtzeit stets alles flüstern konnte, was einem der Augenblick auf die Seele brennt. Und welcher Aufwand betrieben wurde, um sich gegenseitig die Wahrheit zu geigen, ohne aggressiv-verletzend sein zu wollen. Geistreiche Ironie wirkt dabei als Datenairbag – der Angesprochene fühlt sich kritisiert und geschmeichelt zugleich.

48 Stunden Urlaub

Das Städtchen Rheinsberg macht derzeit eher schlechte Schlagzeilen. Da dürften sich die Märker gefreut haben, dass die hauptstädtische Berliner Zeitung die Reklametrommel für einen Urlaub à la Tucholsky rührte. „48 Stunden Urlaub“ heißt die Serie, die die Leser in diesem Falle ans Paradebett von Prinz Heinrich führte.

Die Fahrt mit dem Zug von Berlin nach Rheinsberg dauert übrigens zwei Stunden. Zeit genug, um Tucholskys „Bilderbuch für Verliebte“ zweimal zu lesen. Autorin Daniela Zinser scheint sogar die Rückfahrt zur Lektüre genutzt zu haben, so ausgiebig werden die Erlebnisse von Claire und Wölfchen zitiert.

Vielleicht hat sich Daniela Zinser nur an den Rat von Wolfgang Fuhrmann gehalten, der im Feuilleton der Berliner am selben Tag mit einem Text über eine Aufführung im Schlosstheater Rheinsberg vertreten war und darin schrieb:

Für einen Wochenendausflug nach Rheinsberg gibt es viele Gründe. Die meisten stehen bei Tucholsky.

Die Gegengründe stehen bald im Verfassungsschutzbericht.

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