8.4.2008

Helden im Flieger

„Top Gun“ war gestern. Jetzt gibt es den „Roten Baron“, den Film über Manfred von Richthofen, das Fliegeras im Ersten Weltkrieg. Was die Kritik an dem Film betrifft, so hat Christian Buß bei Spiegel Online wohl alles dazu gesagt.

Wie heldenhaft es im Kriege zuging, dazu hat Tucholsky sich schon wenige Monate nach Richthofens Tod geäußert:

Er fragt, warum die, die im Kriege Menschen töten, noch Blech angehängt bekommen zur Belohnung. Weil alle Moral auf Nützlichkeit aufgebaut ist – bis auf einen kleinen Rest, den man nicht erklären kann, und der der Philosophie so viel zu knacken gibt. Diebstahl ist deswegen so verschrieen – in der Hauptsache – weil er uns schadet, Mord auch. Und dieser Mord soll nutzen, und es ist noch nicht – nach 6000 Jahren noch nicht – in die Köpfe gegangen, daß Blut Blut ist und daß es keinen geheiligten Mord geben darf. Natürlich ist kein Unterschied. Nur die Betrachtungsweise dieser Tiere macht einen: der Mörder ist ein Unhold, Richthofen ist ein Held. Dabei sind beide mitunter beides. Das wird nicht aufhören, bis der Wahnsinn der Staaten aufhört.
Brief an Mary Gerold vom 17. August 1918

Allerdings ist das nur der halbe Tucholsky. Denn genau ein Jahr vorher, am 26. August 1917, erschien in der von ihm herausgegebenen Feld-Zeitung Der Flieger folgender kleiner Literaturhinweis:

Rittmeister Freiherr von Richthofen hat seine fliegerischen Kriegserlebnisse in dem fesselnden Bande Der rote Kampfflieger (Verlag Ullstein & Co., Preis Mk. 1.-) niedergelegt. Das Buch enthält den Werdegang unseres erfolgreichsten Fliegers bis in die allerletzte Zeit hinein und ist so unterhaltsam und liebenswürdig abgefaßt, daß niemand in dem Schreiber die „große Kanone“ vermuten würde. Den charakteristischsten Episoden sind anschauliche Photographien beigefügt. – Das Bändchen ist in allen Feldbuchhandlungen zu haben.

Tucholsky hatte offenbar alles andere als Lust, im Krieg den journalistischen „Helden“ zu markieren. So schrieb er bereits im Juni 1917 an den befreundeten Schriftsteller Hans Erich Blaich:

Anbei 1 Flieger. Natürlich ist da nichts zu machen – den Behörden hier ist er nicht „fein“ genug, ich nuckele zu allem „ja“ – denn schließlich: was gehts mich an?

P.S.:: Sollten Tucholskys journalistische Heldentaten im Ersten Weltkrieg irgendwann verfilmt werden, müsste man wenigstens keine Liebesgeschichte erfinden.

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