18.9.2023

Titanic retten, aber wie?

Es ist einerseits wohl der unaufhaltsame Lauf der Dinge, dass gedruckte Zeitungen und Zeitschriften immer schwieriger zu finanzieren sind. Andererseits ist es dennoch eine nicht so lustige Pointe, dass die Titanic finanziell schwer angeschlagen und im Sinken begriffen ist.

Wie gut das Heft derzeit noch ist, kann an dieser Stelle leider nicht beurteilt werden. Der jahrelange, regelmäßige Gang zum Kiosk wurde irgendwann vor etwa 10 Jahren eingestellt. Warum, ist im Nachhinein schwer zu sagen. Aber seit die Beiträge von Max Goldt praktisch aufhörten und auch andere gewohnte Rubriken eingestellt wurden, reichte irgendwann die kostenlose Webseite. Was natürlich kein wirklicher Ersatz ist, denn gerade die längeren Texte oder andere Formate finden sich eben nicht im Internet.

Ob die Titanic im Laufe der Jahrzehnte besser oder schlechter geworden ist, ist eine Geschmacksfrage. Humor, Interessen und Lesegewohnheiten verändern sich. Wenn aber – wie in der aktuellen Situation – die Ausgaben der Verlage stark steigen und dies nicht durch höhere Einnahmen kompensiert werden kann, wird das für kleine Verlage wie im Falle der Titanic schnell zu einer existenziellen Bedrohung. Wie die taz richtig bemerkt hat, betrifft das derzeit leider auch andere linke Publikationen wie das ND, Missy, Oxi oder Katapult.

Wie lässt sich also verhindern, dass die Titanic-Redakteure demnächst „Näher, mein Gott zu Dir“ singen müssen, wenn ihr Satireschiff ebenso wie das Original endgültig untergehen sollte? An Solidaritätsbekundungen mangelt es nicht. Doch 5.000 neue Abos sind eine Menge Holz.

Wie wäre es also, wenn beispielsweise die Kurt Tucholsky-Gesellschaft das Preisgeld ihres gerade heute vergebenen Tucholsky-Preises (PDF) für Titanic-Abos stiften würde? Für 5.000 Euro ließen sich fast 67 Jahresabos finanzieren. Dann fehlten nur 4.933. Das würde Tucholsky, einem ausdrücklichen Gegner aller Literaturpreise, sicherlich besser gefallen, als dass weiterhin ein Literaturpreis in seinem Namen vergeben wird. Und wer würde sich sonst in Zukunft falsche Tucholsky-Gedichte ausdenken, die uns zeigen, um wie viel besser er doch selbst gedichtet hat?

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