Pressemitteilung von Nicholas Jacobsohn zur neuen Weltbühne
Die neue Weltbühne von Holger Friedrich gleicht einer Enteignung
Nicholas Jacobsohn stellt sich gegen Holger Friedrich. Der Enkel des Weltbühne-Gründers Siegfried Jacobsohn hält die neue Weltbühne für irreführend und den Titel für rechtswidrig.
„Ich sehe mich dem Erbe der Freiheit und Unabhängigkeit verpflichtet, welches die Weimarer Weltbühne geprägt hat. Holger Friedrich verrät dieses Erbe auf allen Ebenen. Die DDR-Weltbühne stellt er als legitime Nachfolgerin der Weimarer Weltbühne dar, obwohl diese Zeitschrift die intellektuelle Fassade eines Unterdrückungsstaates gewesen ist. Bereits mein Vater ist gegen solche Darstellungen erfolgreich vorgegangen und ich werde es auch tun.“
Der in den USA lebende Enkel des Weltbühne-Gründers sieht sich in Deutschland nicht nur mit den Markenrechten an der Weltbühne geschützt, die Friedrich jetzt angegriffen hat. Jacobsohn verweist auch auf sein Erbe an den Verlags- und Unternehmensrechten der 1933 enteigneten Weltbühne, welche er lückenlos dokumentieren könne. Holger Friedrich habe ihn im Vorfeld kontaktiert, um sich seiner Unterstützung zu versichern. Das sei aus seiner Sicht nicht ernst gemeint gewesen, denn Friedrichs habe bereits erste Fragen zu den Zielen und der inhaltlichen Ausrichtung nicht beantwortet.
Mit der nun veröffentlichten Presseerklärung habe Holger Friedrich offenbart, dass er die Weltbühne genauso wie die Berliner Zeitung als eine weitere Chance sieht, einem DDR-Relikt unter kapitalistischer Führung neues Leben einzuhauchen. Holger Friedrich zeige Sympathie für Putin und China. Unter seiner Führung bestehe deshalb die Gefahr des Missbrauchs der Weltbühne als Sprachrohr für eine im Kern undemokratische Machtpolitik. Erneut solle unter dem Deckmantel einer pazifischen Grundorientierung das Recht des Stärkeren den Ausschlag geben. Die Parallele zur Ukraine dränge sich auf. Was Friedrich gerade gemacht habe, sei ein Angriff mit dem Ziel einer Annexion.
Jacobsohn hat umgehend seinen deutschen Anwalt eingeschaltet, der schon vor 25 Jahren die Weltbühne-Rechte vor Gericht verteidigt hat. Er möchte seinen Namen nicht für etwas missbraucht sehen, das seinen Werten nicht entspricht. Hier gehe es nicht nur um seine persönlichen Rechte, sondern vielmehr auch um ein Stück deutsches Kulturgut. Dass Friedrich sich jetzt für seinen Vorstoß besonderer jüdischer Unterstützung versichert, hält Jacobsohn für einen bewussten Vorwand. Nicht zufällig falle die Ankündigung eines Einstiegs des Berliner Verlages in die dpa mit der Annexion der Weltbühne zusammen. Nicht mehr und nicht weniger als die Pressefreiheit stehe auf dem Spiel.
Die Zeitschrift „Die Weltbühne“ wurde im Jahre 1905 durch den Journalisten Siegfried Jacobsohn in Berlin gegründet. Unter ihrem ersten Titel „Die Schaubühne“ handelte es sich um eine reine Theaterzeitschrift, die sich erst ab 1913 allmählich für politische Themen öffnete. Im Jahre 1918 wurde sie in „Die Weltbühne“ umbenannt und entwickelte sich unter diesem Titel mit Autoren wie Kurt Tucholsky, Lion Feuchtwanger und Carl von Ossietzky zum führenden Organ des antifaschistischen Widerstands in der Weimarer Republik. Siegfried Jacobsohn starb bereits im Jahre 1926. Danach wurde der Verlag von seiner Frau Edith Schiffer Jacobsohn weitergeführt, bis er 1933 von den Nazis enteignet wurde.
Unter Anknüpfung an eine Exil-Weltbühne und mit Unterstützung von Maud von Ossietzky, der Witwe des letzten Redaktionsleiters, wurde ab 1946 in der DDR unter Hermann Budzislawsky eine neue Weltbühne-Zeitschrift herausgeben, die der SED-Führung nahestand. Der Verlag dieser Zeitschrift wurde nach der Wende vom Frankfurter Immobilienmakler Bernd Lunkewitz erworben, um die Weltbühne-Geschichte unter neuen Vorzeichen fortzuschreiben. In einem vor dem Oberlandesgericht Frankfurt geführten Rechtsstreit mit Peter Jacobsohn, dem Sohn von Siegfried Jacobsohn, verzichtete Lunkewitz auf dieses Vorhaben und übertrug die im Jahre 1998 bereits erworbenen Marken „Die Weltbühne“ auf Peter Jacobsohn. Heute sind sie auf den Enkel von Siegfried Jacobsohn, Nicholas Jacobsohn, als rechtmäßigen Erben eingetragen.
Als Maßnahme zur Absicherung seiner Neugründung reichte Holger Friedrichs vor wenigen Wochen über seine Berliner Anwälte vor dem Deutschen Patent- und Markenamt Anträge auf Löschung dieser Marken ein.
Kontakt: Dr. Andreas Lubberger
Prof. Dr. Christian Czychowski
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