5.1.2006

Tucholsky goes English

Mit der englischen Sprache stand Tucholsky bekanntlich auf Kriegsfuß:

Ich spreche zum Beispiel miserabel Englisch und verstehe es kaum, und es hat jahrelang gedauert, bis ich mit dem Verstande dieses dumpfe Wutgefühl aus mir herausbekommen habe. Lese oder höre ich heute Englisch, so schmerzt es mich, es nicht gut zu verstehen – aber ich bin auf den Schreibenden oder Sprechenden nicht mehr böse.

schrieb er dazu in einem Essay über „Die hochtrabenden Fremdwörter“ (1930). Mit dieser Abneigung korrespondiert die Tatsache, dass Tucholsky im englischsprachigen Raum ebenfalls kaum bekannt ist. Abhilfe will dem nun ein Weblog schaffen, das von einem in Europa lebenden US-Amerikaner herausgegeben wird.

Indie vom Indeterminacy-Blog hat ein Kurt Tucholsky-Weblog gegründet, auf dem er in Zukunft englische Übersetzungen von Tucholsky-Gedichten veröffentlichen möchte. Den Anfang macht das Gedicht „Das Lächeln der Mona Lisa“. David Raphael Israel vom Kirwani-Blog hat die Übersetzung noch etwas poetischer gestaltet. Über den Grund für seine Tucholsky-Begeisterung schreibt Indie:

Tucholsky was a brilliant and prescient satirist of the Weimar Republic era in Germany who saw exactly where the country was going politically and warned against it. He was so on target, to me it’s as if he could actually see the future. I’m not the first person to call his work visionary. I intend to translate some of his shorter pieces sometime soon, just to show how accurate they still are.

„I hope you have a little bit lucky“, würde wohl ein anderer Deutscher wünschen, der des Englischen ebenfalls nicht sehr mächtig war.

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