6.8.2007

Die falsche Frage

In der Berliner Zeitung steigt Thomas H. Wendel in einen Kommentar mit dem Zitat ein:

Wo bleibt das Positive? Diese Frage hat den Satiriker Kurt Tucholsky schon zu Zeiten der Weimarer Republik umgetrieben. Leider ist er selten fündig geworden.

Mit letzterer Aussage hat Wendel durchaus recht. Aber vielleicht lag es auch daran, dass sich der Autor von „Wir Negativen“ diese Frage zu selten stellte. Denn sie stammt mitnichten von Tucholsky, sondern findet sich in dem Gedichtband Erich Kästners Ein Mann gibt Auskunft, erschienen 1930. Eines der Gedichte lautet: „Und wo bleibt das Positive, Herr Kästner?“ Tucholskys Antwort auf die Frage:

Der „Kurzgefaßte Lebenslauf“ ist ehrlich; es ist auch ehrlich, in dem unsereinem aufs Fell geschriebenen Gedicht „Und wo bleibt das Positive, Herr Kästner?“ zu sagen, daß wir ein Weltbild nicht aus dem Boden stampfen können und zunächst nur wissen: Also dieses da nicht.
Peter Panter: „Auf dem Nachttisch“, in: Die Weltbühne, 9.12.1930, S. 859f.

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