6.4.2007

Ulkiges im Internet

Anfang März erregte das Internetunternehmen Google großes Aufsehen mit der Ankündigung, rund eine Million Bände der Bayerischen Staatsbibliothek zu digitalisieren. Die in manchem Feuilleton geäußerte Auffassung, „das Digitalisieren aber kostet gigantische Summen, die der Staat nicht aufbringen kann“, trifft nicht zu. Demnach investiert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in den kommenden Jahren jährlich zwischen 10 und 20 Millionen Euro, um die bereits bestehenden Digitalisierungsprojekte auszubauen. Die digitalen Bestände sollen in Zukunft in dem Zentralen Verzeichnis digitalisierter Drucke (www.zvdd.de) zu finden sein.

Wer dort ein wenig herumstöbert, stößt dabei nicht nur auf wertvolle Handschriften und Bücher, sondern auch zahlreiche historische Zeitungen und Zeitschriften. Darunter den Simplicissimus, den Kladderadatsch, und, last but not least, die Satirebeilage des Berliner Tageblatts, den Ulk. Tucholsky war bekanntlich von Dezember 1918 bis März 1920 Chefredakteur der wöchentlich erscheinenden, vierseitigen Beilage. Zu den Texten, die schließlich zu einem Bruch zwischen dem Chefredakteur des Tageblatts, Theoder Wolff, und Tucholsky führten, zählte wohl auch das Gedicht „Der Alldeutsche singt“:

Einen Adler ohne Krone
bringt dem Reich die neue Zeit.
Mit dem Zepter, mit dem Throne
schwand die alte Herrlichkeit.

Doch ob man im deutschen Walde
Stamm auf Stamm auch frech entlaubt –
unser Vogel bleibt der alte,
mit der Krone auf dem Haupt.

Dir allein gilt unser Sehnen!
Fern tönts wie Parademarsch.
Laß dich küssen unter Tränen,
edler Hohenzollernaar!

Wer so schlecht reimt…

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