13.12.2005

Würdigungen, die I.

Noch sind es einige Tage hin, bis Tucholskys Todestag sich zum 70. Mal jährt. Die Reihe der zu erwartenden Würdigungen wurde am Sonntag bereits im Berliner „Tagesspiegel“ eröffnet. Stefan Berkholz hat sich zu diesem Zweck auf die Suche nach Tucholsky-Zeugnissen in dessen Heimtstadt Berlin gemacht. Leider Fehlanzeige, wie es in dem schönen Artikel „Die giftgrüne Tinte des Satirikers“ heißt:

Der Weizsäcker-Senat forderte damals, 1983, eine „Tucholsky-Gedenkstätte“ im Literaturhaus in der Fasanenstraße einzurichten, die gesamte Stadtvilla womöglich nach Tucholsky zu benennen. Verwirklicht wurde davon nichts. Die Benennung nach Tucholsky fiel gleich flach, ein nach ihm benannter Raum blieb übrig. Von einer Gedenkstätte redet heute längst keiner mehr. Hinter dem Plastikschild lärmt der erweiterte Kaffeehausbetrieb. Alle anderen Bemühungen in der Stadt, zum Beispiel in Tucholskys Geburtshaus in Moabit eine Dokumentationsstätte zu errichten, sind längst zu den Akten gelegt. Man hat also zu reisen.

Berkholz tat gut daran, nach Rheinsberg zu fahren. Denn im dortigen Tucholsky-Literaturmuseum fand er nicht nur eine Ausstellung zu dem Schriftsteller, sondern noch eine weitere zu dessen Publikationsorgan „Die Weltbühne“. Die schaute er sich gleich mit an und ergänzte den Bericht um einige Bemerkungen zur Rolle radikaldemokratischer Medien in der Weimarer Republik.

Und was hat es mit der giftgrünen Tinte aus der Überschrift auf sich, die bei dem Schreibmaschinenfetischisten Tucholsky sicherlich vertrocknet sein dürfte?

In Schaukästen ein paar Fundstücke: ein Leihzettel aus der Königlichen Bibliothek in Berlin, von Tucholsky handschriftlich ausgefüllt; etwas Kitsch aus Tucholskys schwedischem Nachlass, eine Keramikvase, ein Tintenfass, beides giftgrün.

Ein Satiriker war er aber ganz gewiss.

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