13.10.2005

Immer dasselbe Lied

Warum mag die „Welt“ in ihrem heutigen Echolot Tucholskys „Lied vom Kompromiß“ zitiert haben? Ist etwa die Revolution ausgebrochen? Schließlich heißt es in dem Gedicht:

Seit November tanzt man Menuettchen,
wo man schlagen, brennen, stürzen sollt.
Heiter liegt der Bürger in dem Bettchen,
die Regierung säuselt gar zu hold.

Aber nein, ganz so schlimm ist es nun doch wieder nicht. Denn die zitierte erste Strophe lautet ganz harmlos:

Freundlich schaun die Schwarzen und die Roten,
die sich früher feindlich oft bedrohten.
Jeder wartet, wer zuerst es wagt,
bis der eine zu dem andern sagt:
»Schließen wir nen kleinen Kompromiß!
Davon hat man keine Kümmernis.(…)

Und dieses Lied hätte man in den vergangenen Jahren fast jeden Tag singen können.

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