3.5.2005

Jüdischer Witz

Für die „taz“ hat Robin Alexander die Feststellung gemacht, dass man in Israel, ohne besonderen Ärger fürchten zu müssen, Witze über die Judenvernichtung machen darf. Vorausgesetzt, man ist Jude. In dem mit ebensolchen Witzen garnierten Text versucht der Fernseh-Komiker Gil Kopatch dieses Phänomen zu erläutern:

„Der israelische Humor ist ein ganz besonderer“, erklärt Kopatch. Nicht mehr der berühmte jüdische Witz, der von Kurt Tucholsky bis Woody Allen die besten Satiriker vieler Länder auszeichnete. „Der jüdische Witz war die Waffe der Schwachen: Er war vorsichtig, subtil, andeutend, aber präzise“, sagt Kopatch. Der typische Witz einer Minderheit, die sich besser nicht unbeliebt macht.

Nun kann man über Tucholskys Art von Humor denken, wie man will. Man kann sogar mit Maxim Biller behaupten, niemand sei so unlustig wie Kurt Tucholsky gewesen. Aber Tucholskys Witz als „vorsichtig, subtil, andeutend, aber präzise“ zu bezeichnen, geht wohl nur dann, wenn man von ihm nie mehr als einen seiner vielen Namen gelesen hat. Um Kopatchs Behauptung zu widerlegen, dürfte es fast schon reichen, den nicht gerade unbekannten Text „Was darf die Satire?“ heranzuziehen:

Die Satire muß übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht. Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird, und sie kann gar nicht anders arbeiten als nach dem Bibelwort: Es leiden die Gerechten mit den Ungerechten.

Und dass man sich mit einer Satire, die alles darf, alles andere als beliebt macht, dürfte auch Tucholsky klar gewesen sein. Vielleicht hat Biller in einem gewissen Sinne sogar recht, wenn er über die deutsch-jüdischen Humoristen sagt: “ Die waren nicht komisch, sondern furchtbar preußisch.“

2.5.2005

Musiktheater für Verliebte

Nach den Kinofilmen aus den sechziger (BRD) und achtziger (DDR) Jahren, versucht sich in diesem Jahr einmal ein Musiktheater an Tucholskys „Rheinsberg“, seinem Bilderbuch für Verliebte. Und zwar am Originalschauplatz in Rheinsberg und im Berliner Carrousel-Theater (siehe Termine). Im monatlichen Bühnenplan der „Berliner Zeitung“ war eine ausführliche Ankündigung des Stückes zu finden. Anders als dort erwähnt, war die Premiere des Stückes nicht bereits am 15. März, sondern findet am 14. Mai im Schlosstheater Rheinsberg statt. Außerdem sei darauf hingewiesen, dass über der gedruckten Ausgabe des Planes in der „Berliner Zeitung“ deutlich das Wort „Anzeige“ zu lesen ist. Was auch die sprachliche Nähe zur der Ankündigung auf der Theater-Website erklärt.

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